MZ ES 150 – Kupplung die Optimierung, die Fehlerbehebung und Eigenbau Spezialwerkzeuge

Nun ging es gestern mal wieder an die MZ. Der letzte Stand war ja, dass die Kupplung nicht trennt und der Verdacht, dass die Kupplungsscheiben sich verklemmen. Der 3D-gedruckte Druckbolzen für die Kupplungsdemontage lag bereit, also los.

Der Seitendeckel ist schnell demontiert. Zum Glück war noch kein Öl im Motor. Der Schalthebel wird in Kickstarterposition angeschraubt. So ist der Platz für die Kupplung frei und das Getriebe kann geschaltet werden.

Der Zug am Kupplungsgriff zeigt, dass die Kupplungscheiben sich teilweise bewegen. Der Schiebetest mit gezogener Kupplung zeigt aber auch, dass die Kupplung nicht trennt. Also die Kupplung demontieren.

Auf den Boden unter die Kupplung kommt ein weißes Tuch, so fallen die Teile nicht in den Schmutz und springen nicht weg. Der Druckbolzen wurde aus Sunlu PLA+ mit 100% Infill (also massiv) gedruckt. Das Teil ist natürlich nicht so stabil wie ein Werkzeug aus Stahl, aber die axiale Belastung sollte das Teil abkönnen.

Die Demontage der Kupplung geht mit dem Druckbolzen schnell und problemlos, auch bei eingebautem Motor. Ein Fuß muss untern auf den Ständer, damit das Motorrad nicht umgekippt wird, da doch recht viel Kraft aufgewendet werden muss um die Kupplungsfedern zusammenzudrücken. Einfacher geht es, wenn eine zweite Person das Motorrad hält.

Die Belagscheiben und die Reiblamellen werden nachgearbeitet. Die Belagscheiben werden an den Rändern mit der Feile entgratet und leicht angefast. Die Reiblamellen werden im Bereich des inneren Mitnehmer entgratet und ebenfalls leicht angefast. Die Scheiben und Lamellen laufen nun deutlich besser in ihren Führungen.

Zwischendrin, nachdem die Hälfte etwa nachgearbeitet war, kam die Idee die Kupplung doch mal ohne Kupplungspaket zu testen. Theoretisch musste der Motor ja frei laufen. Tut er aber nicht. Innerer Mitnehmer und Kupplungskorb lassen sich nur mit einem Schraubendreher gegeneinander verdrehen. Da stimmt etwas nicht. Ist nur die Frage, was ? An der Kupplung wurde ja nichts verändert.

OK, also rechte Motordeckel wieder runter. Kette nochmal ab. Kettenrad nochmal lösen und mit Kunststoffhammer leichte Schläge auf die Welle, um gegebenenfalls die Welle freizuschlagen. Hat nicht funktioniert. Also wieder mit dem Drehmomentschlüssel angezogen, gesichert und die Kette wieder aufgelegt.

Da ich das letzte Kupplungsspezialwerkzeug verschenkt habe, “Kannst du mitnehmen, das brauche ich lange nicht wieder und wenn, kann ich es mir bei Dir leihen”, brauchte ich das Teil nun schneller als gedacht. Also baue ich das Ding einfach nochmal. Diesmal gleich eine optimierte Version mit einem längeren Hebel zum Halten.

Zwischendurch musste das Werkzeug und die MZ noch schnell ins Trockene beförder werden, da sich ein Gewitter lautstark ankündigte. Kurz darauf kam ein längerer Wolkenbruch und der Schrauberplatz stand mehrere Zentimeter unter Wasser.

OK, also mache ich ein bisschen Blecharbeiten und warte, ob das Wetter besser wird.

Nachdem das Wetter wieder besser ist, kann es weiter gehen. Innerer Mitnehmer kann mit dem Spezialwerkzeug leicht ausgebaut werden. Beim leichten Anziehen der Mutter läuft der innere Mitnehmer frei, so soll es sein. Sobald die Schraube fester angezogen wird, geht der innere Mitnehmer schwerer bis gar nicht mehr.

Also Rücksprache mit meinem Schrauberkollegen. Abnehmen des Primärtriebes. Die Kugellagerauszieher passen perfekt, um das Primär-Kettenrad abzuziehen. Unter dem Kupplungskorb ist alles wie es soll. Aber sobald Kupplungskorb und innerer Mitnehmer angeschraubt worden sind, war der innere Mitnehmer fest.

Einzige Änderung waren die angepassten Anlaufscheiben unter dem Kettenrad des Sekundärantriebes. Also Kette wieder runter, Kettenrad runter, Deckel darunter abbauen und mit den Anlaufscheiben zur Seite legen. Nun wieder mit dem Kunststoffhammer die Welle freiklopfen. Wieder ohne positiven Befund.

Die Scheibe zwischen Kupplungskorb und innerer Mitnehmer ist erstaunlich dünn, Testweise packe ich mal eine dickere Scheibe dazwischen und Schraube Mitnehmer und Kupplungskorb zusammen. Nun blockieren die Teile später, aber sie blockieren immer noch. In der Schnittzeichnung des Reparaturhandbuches und im “Wie helfe ich mir selbst” in den Schnittzeichnungen ist zwischen Kupplungskorb und innerem Mitnehmer gar keine Scheibe eingezeichnet. Im Text wird dort auch keine Scheibe erwähnt.

Der innere Mitnehmer sieht auch an der Auflagefläche so aus, als wäre er längere Zeit auf der Hülse gelaufen. Also der Versuch mal ohne diese Scheibe. Und siehe da, es funktioniert. Also Primärtieb wieder anbauen. Inneren Mitnehmer und Primärritzel mit Drehmomentschlüssel wieder anziehen. Anlaufscheiben und Deckel mit Dichtung unter dem Sekundärkettenritzel wieder anbauen. Ritzel aufstecken. Mit Gegenhalterspezialwerkzeug und Drehmomentschlüssel Antriebsritzelmutter wieder anziehen. Kette auflegen und Kettenschloss schließen. Kette gleich mal mit weißem Kettenfett versehen.

Nun konnte die Kupplung komplettiert werden. Einmal das Spezialwerkzeug leicht verkantet und schon ist eine Seite abgebrochen. Kein Problem, das war einkalkuliert und die Bohrung extra tiefer ausgeführt, damit man nacharbeiten kann. Also die zweite Seite auch abgebrochen, eine Fase mit der Feile angebracht und den Schlitz mit Laubsäge und Feile eingebracht. Damit kann man prima weiterarbeiten. Mit diesem Werkzeug wurden dann die Kupplungsfedern wieder eingedrückt, sodass die Sperrstifte eingesetzt werden konnten. Am einfachsten geht es, wenn man immer die obere Feder eindruckt und den Sperrstift dann senkrecht einbaut. Anschließend dann die nächste Position nach oben drehen, solange bis alle Federn eingesetzt sind.

Jetzt konnte noch kurz die Kupplung grob eingestellt werden und siehe da, die Kupplung trennt, wenn der Kupplungszug gezogen wird.

Ich freue mich. Nun kann es endlich weitergehen.

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