25.08.2010
Wer an Getriebe denkt oder schon mal einen Blick in ein Wartburg-Getriebe geworfen hat, der kenn möglicherweise diesen Anblick. Viele bewegliche Teile, aber was genau passiert erkennt man auf den ersten Blick nicht.
Ausbau der Schaltmechanik
Also mal schauen wie man die Schaltung ausbaut und was sich dahinter versteckt.

Zum Ausbau der Schaltung erst die Muttern lösen und dann die Schrauben (mit Muttern) rausdrehen. Die Schraube verbindet das jeweilige Bauteil mit der Schaltstange. Die Mutter dient zum Kontern und damit sichern der Schraube.
Damit alles wieder an seinen Platz kommt. Werden die Teile mit Zettel in einen Sortierkasten gepackt.
Nun kommen die Mitnehmer an die Reihe.
Nur zur Sicherheit mal ein paar mehr Fotos von der ursprünglichen Einbaulage. Die abgerundeten Teile gehören nach außen.
Laut ETK sind der obere Mitnehmer (für den Rückwärtsgang) und der untere Mitnehmer (für den 3. und 4. Gang) identisch.

Bei diesem Getriebe sehen beide Teile aber leicht unterschiedlich aus.
Nun kann die erste Schaltstange gezogen werden.
Als Erstes kann die Schaltgabel für den Rückwärtsgang entnommen werden.
Dann kann der Mitnehmer herausgenommen werden.
Ohne obere Schaltstange sieht das Ganze schon übersichtlicher aus. Wie man sieht, ging die obere Schaltstange auch noch durch die Schaltgabel für den 3.+4.-Gang, die obere Schaltstange fungiert dafür als Führung.
Die Schaltgabel für den 1.+2. Gang wird noch von der unteren Schaltstange gehalten, die als Führung dient.
Aber der mittlere Mitnehmer kann raus.
Und auch die mittlere Schaltstange ging wie die obere Schaltstange noch durch die Schaltgabel für den 3.+4.-Gang, die obere und die mittlere Schaltstange fungieren dafür als Führung.
Bleibt noch die untere Schaltstange. Das Teil, das wie ein Miniaturschlagring aussieht, hat passenderweise auch noch eine Klemmfaust, die die Welle ordentlich festhält
Schieben von der Diffentialseite geht nicht so richtig toll, aber immerhin ein bisschen.
Mit einem Schraubendreher in der Nut lässt sich die Welle dann weiterschieben, aber nicht weit genug.
Klemmfaust aufspreizen hilft nicht wirklich. (Ich bin entweder zu schwach, oder zu ängstlich).
Letztendlich habe ich die Schaltstange mit einem Tuch linksseitig gepackt und mit einem Schraubendreher die Klemmfaust nach rechts geschoben. Dann die Schaltstange nach links gezogen, gehalten und wieder die Klemmfaust nach rechts geschoben.
Der letzte Mitnehmer ist raus.
Den Rest der Stange habe ich dann mit Drehen und Ziehen herausbekommen.
Nun sind die Schaltgabeln frei und können herausgenommen werden.
Hier ist die Schaltgabel für den 3. + 4. Gang.
Es folgt die Schaltgabel für den 1.+2. Gang-
Nun ist auch die Schaltmechanik ausgebaut und der Blick auf das Räderwerk der Schaltung liegt frei.
Der Blick auf die Funktionsweise der Schaltung
Die Antriebswelle (oben) geht rechts zur Kupplung. Hier wird also das Getriebe angetrieben. Die Welle darunter, die “Kegelradwelle” geht rechts zum Differential.
In dieser Position ist der Leerlauf aktiv (kein Gang ist eingelegt). Die Geraden Zahnräder rechts sind der 1. Gang.
Dann folgen von rechts nach links die Gänge 2, 3 und 4. Die schrägverzahnten Zahnräder dieser Gänge laufen immer mit.
Welcher Gang gerade aktiv ist, wird über Schiebemuffen gesteuert.
Zylinderrollen in den Führungen sorgen dafür, dass immer nur ein Gang gleichzeitig eingelegt ist.
Für alle, die sich schon immer gefragt habe, was sich unter der großen Schlitzschraube auf der Getriebeoberseite befindet, darunter sind sich die Zylinderrollen.
Zum Entnehmen der Rollen kann das Getriebe auch umdrehen und schütteln, ich habe lieber die Rollen mit einer Reißnadel nach oben geschoben.
Wo der Zettel auf die Rollen gesteckt ist, war oben im Getriebe.
Ich frage mich, wo der ganze Dreck herkommt?
Blick in das Differentialgehäuse.

Ausbau von Flanschbuchse und Augenbuchse
Entfernen der Muttern von der Flanschbuchse

Entfernen der Schrauben von der Augenbuchse (auf der Freilaufseite).
Entfernen des Sicherungsringes von der Augenbuchse (auf der Freilaufseite). Eigentlich ist die Zange zum auseinanderdrücken von Segeringen gedacht, aber wenn man das Teil wie eine Heckenschere anpackt geht’s auch zum zusammendrücken.
Zum Ausdrücken der Welle brauchts mal wieder einen Abzieher. Ich muss nur noch längere Schrauben besorgen, oder eine Gewindestange zuschneiden. Sicherheitshalber kann man die Gewinde ja durch Schrauben und von hinten noch mit Mutter und Scheibe sicheren, damit dem Alugewinde nichts passiert. Dank dem Loch links oben kommt man auch an die linke Schraube ran.
Der 2. Tisch wird voll und das Getriebegehäuse langsam leer.
Zahnkunde.




01.09.2010
Für das Ausdrücken der Kegelradwelle braucht man mal wieder….?
Richtig: Einen Abzieher.
Eigenbauabzieher / Improvisation zum Ausdrücken der Kegelradwelle
M8 Schrauben in passender Länge waren leider nicht verfügbar, aber eine Gewindestange (1 m) diese kostet etwas über 1 €.
Hier sind 2 Stangen (30 cm) mal probeweise angesetzt.

Hätte ich keine Abzieher gehabt, wäre dieses Teil zum Einsatz gekommen. Dafür hätte ich aber die Löcher aufbohren müssen.

Dann auf die Stangen stecken, eine Hutmutter zwischenlegen und dann Muttern auf den Stangen abwechselnd anziehen.
Statt der Hutmutter kann man auch ein passendes Loch Bohren.
Dann drückt das Blech so gegen die Welle. Mit einer Mutter darauf könnte man die Welle vielleicht sogar bei der Montage einziehen.
Die Muttern sind beim Befestigen der linken Gewindestange abgestürzt.
Hier ist das Loch, durch das die Mutter mit einem Finger geführt werden muss.
So sehen die Gewindestange zum Abziehen aus. Links zwei gekonterte Muttern zum bequemen raus- und reinschrauben. Rechts ist die Gewindestange bis ins Gehäuse hineingeschraubt. Dort ist dann von innen eine Mutter aufgeschraubt. Außen sind eine Scheibe und eine weitere Mutter gegen die Augenbüchse geschraubt. Sinn des Ganzen ist die Schonung der Alugewinde im Getriebegehäuse.
Laut Reparaturhandbuch ist eine Gegendruckplatte (4 mm) zwischen Gehäuse und Vierarmnabe einzusetzen, damit die Welle nicht verkantet und die Schaltbegrenzungsscheibe nicht verzieht. 4 mm hat nicht gepasst, aber 2 mm. Beim Abdrücken konnte ich dann auf 4 mm wechseln.

Abzieher angesetzt. Für optimalen Kraftverlauf wird der Abstand beider Unterlegscheiben zum Gehäuse gemessen. Der Abstand sollte identisch sein.
Damit die Gewindestangen sich nicht verbiegen habe ich noch eine Schnur zur Hilfe genommen. (nicht schön, aber effektiv).

Da sich die Welle mitgedreht hat musste sie irgendwie gehalten werden. Zum Glück gibt’s einen perfekten Platz für einen 13er Schlüssel. Wer von Anfang an gelesen hat erkennt nun, dass man gar keine Kupplungsscheibe braucht, ein 13er Schlüssel reicht.
Hier ist das Getriebe auf die Seite gelegt und die “Gegendruckplatte” wurde gegen 4 mm getauscht. Man sieht schon die Nadeln des ersten Lagers hervorblitzen.
Das ganze Konstrukt noch mal in der Übersicht.
Und noch mal mit Abzieher.

Und die Welle kann nun von Hand herausgenommen werden.
Blick ins Ausgleichsgehäuse. Die Welle ist raus, die Nadeln der Nadellager sind noch da.

Für die, die es interessiert hier noch mal der Abzieher mit den Gewindestangen.
Und falls sich jemand so einen Abzieher nachbauen (lassen) will, hier ein paar Bilder mit Maßen.
Die Nadeln der Lager holt ein Magnet schnell und sicher aus dem Gehäuse.
Ob das alle sind? Im Nachhinein würde ich beim Abdrücken nach dem ersten Lager eine kurze Pause machen, um die Nadeln des 1. und 2. Lagers getrennt zu haben.
Hier saß die Flanschbüchse mit der Kegelradwelle.

Flanschbüchse mit Distanzscheiben und Kegelradwelle.
Beschriftung Kegelradwelle und Lagersitze (Nadellager)
Kegelradwelle Tragbild. Wie man sieht ist eine Distanzscheibe beim Ausdrücken am Gewindestift verformt worden. Leider kann man die Stifte nicht vorher rausdrehen.
Die Beschriftung der Kegelradwelle und des Tellerrades müssen übereinstimmen.
Nun muss die Augenbüchse raus. Mit dem Armen des Abziehers vom Freilaufstern könnte es klappen, aber da bräuchte ich beim Abziehen ein paar Hände mehr. Mal sehen, ich habe da schon eine Idee….